Bericht

Der neue Bildungscampus in Oberwart

Ein Ort der Gemeinschaft, der das Stadtbild nachhaltig prägen soll.

Neben dem Pinkaufer, auf dem Areal bei der Europäischen Mittelschule, entsteht ein Bildungscampus, der neue Maßstäbe setzt. In einem Gebäude werden fortan Volksschule, Musikschule und der Musikverein ein neues Zuhause finden. Es soll ein Ort für die ganze Gemeinde werden, der von früh bis spät belebt ist. prima! hat mit den beiden hauptverantwortlichen Architektinnen des Büros Franz&Sue, Lucie Vencelidesová und Carla Kuhn, gesprochen und nachgehakt: Wie kann ein einziges Gebäude für derart viele Zielgruppen funktionieren? Und worin liegen die Besonderheiten dieses Projekts?

Foto©Franz & Sue

„Wenn sich dieVolksschule nachmittags lichtet, aktivieren die Räumlichkeiten der Musikschule und des Musikvereins das Erdgeschoß. So entsteht ein Bildungszentrum, das den ganzen Tag über belebt und beleuchtet ist.“ (Franz & Sue)

 

 

Ein zukunftsweisendes Projekt für die Stadt

Im Jänner 2021 hat die Stadtgemeinde Oberwart einen europaweiten Wettbewerb für die Planung des Bildungscampus ausgeschrieben. Das Konzept des Wiener Architekturbüros Franz&Sue überzeugte die neunköpfige Jury schnell. „Wir haben dann sehr intensiv mit der Gemeinde geplant und jede Entscheidung, jeden Raum gemeinsam besprochen“, erzählt Carla Kuhn. Die Gemeinde errichtet mit dem Bildungscampus ein Projekt, welches das Stadtbild noch für Generationen prägen soll. Es handelt sich dabei um die größte Investition in der Geschichte Oberwarts, die Errichtungskosten belaufen sich auf 37,5 Millionen Euro (netto). Ein neues Zuhause finden werden hier die Volksschule sowie die Musikschule und der Musikverein. Aufgrund der Größe und weil man allen Parteien die optimale Gebäudenutzung ermöglichen will, gab es bereits vor Baubeginn mehr als 40 Planungsbesprechungen mit der Gemeinde. „Im Vergleich zu ähnlichen Projekten, die wir gemacht haben, sind das extrem viele Gespräche, die wir geführt haben. Das zeigt, wie wichtig das Projekt für die Stadt ist“, so Kuhn. Bürgermeister Georg Rosner spricht von einer historischen Entscheidung, die den (Bildungs-)Standort in den nächsten Jahrzehnten positiv beeinflussen wird: „Das Areal rund um die Europäische Mittelschule wird zu einem Zentrum für Lernen, Freizeit und Bewegung und das Stadtbild nachhaltig prägen.“

 

Die Summe der einzelnen Teile

Morgens lernen die Kinder in der Volksschule Rechnen, nachmittags in der Musikschule Klavierspielen. Und abends treffen sich die Mitglieder des Musikvereins zum gemeinsamen Musizieren. Der Bildungscampus soll als Ort der Gemeinschaft fungieren und von früh bis spät belebt werden. Damit in dem großen Gebäude alles und jeder seinen Platz hat, wird es in verschiedene Baukörper unterteilt. Der Campus besteht aus drei Geschoßen, wobei die beiden Obergeschoße einzelne Cluster für die Volksschule beinhalten. Im Erdgeschoß befinden sich Musikschule, der Ganztagesschulbereich und der Musikverein. 

Das Kernstück des Neubaus ist die Aula, ein großer Verbindungsraum im Erdgeschoß zwischen Volks- und Musikschule. Aufgrund der durchgehenden Sitztreppe eignet sich dieser Raum besonders gut für alle Veranstaltungen – egal ob schulischer oder musikalischer Natur. Für den Musikverein wurde in ihrem Bauteil ein besonders großer Raum mit Abstufungen eingeplant, um bestmögliche akustische Voraussetzungen beim Musizieren zu schaffen. Die Musikschule strukturieren mehrere kleine Unterrichtsräume, aber auch drei größere Zimmer für das „Klassenmusizieren“. Kuhn berichtet zudem von dem größten der drei Bauteile im Erdgeschoß: „Es gibt auch einen großzügigen Sportbereich, der von den Vereinen mitgenutzt werden soll.“ Dabei handelt es sich um zwei Turnsäle mit anschließenden Räumen für Geräte und mit Duschmöglichkeiten. Der Außenbereich wird mit dem Gebäude selbst neu erschaffen und bietet in Zukunft Grünflächen mit vielen Sportmöglichkeiten, darunter ein 116 Meter langes Spiel- und Sportband. 

 

„Eine Schule in der Schule“ 

„In einem der Baukörper ist die Volksschule untergebracht, wir nennen es gerne Schule in der Schule. Dabei bilden vier Stammklassen eine Einheit, also einen Cluster“, erzählt Kuhn. Oberste Priorität im neuen Gebäude hat die gute und überschaubare Lernatmosphäre. Diese soll durch die insgesamt fünf Cluster, die Platz für Hunderte Schülerinnen und Schüler bieten, gewährleistet werden. Die Teamleiterin des Projekts, Lucie Vencelidesová, spricht von einer größeren, neuen Form der Schule: „Normalerweise sind Volksschulen viel kleiner. Wir möchten, dass sich die Kinder trotz der Größe wohlfühlen.“ Deshalb wurde der gesamte Campus von den Architektinnen offen gestaltet. Gläserne Wände, die durch Vorhänge wieder blickdicht gemacht werden können, zeigen neue Formen des Unterrichts auf.  „So haben die Lehrkräfte die Chance, ein offeneres und selbstständigeres Lernen zu ermöglichen“, fügt Kuhn hinzu. Mit der Möglichkeit, die Kinder auch am Nachmittag in einer geregelten Betreuung im selben Haus zu wissen, wird den Eltern einiges erleichtert. Der Ganztagesschulbereich im Erdgeschoß besteht aus einer Küche, einem großen offenen Bereich und verschiedenen kleineren Räumen. „Diese Kreativräume haben alle unterschiedliche Themen. So gibt es unter anderem ein Werkzimmer, in dem sich die Kinder auch am Nachmittag kreativ entfalten können“, erzählt Kuhn. Der Bereich für die Ganztagesschule wurde bewusst flexibel geplant, fügt Vencelidesová hinzu: „Dadurch kann man sich den Gegebenheiten anpassen und auf die künftige Anzahl an „Ganztages-Kindern“ einstellen.“

 

Neue Möglichkeiten für alle

Obwohl jeder Bereich einen eigenen Eingang besitzt und somit bewusst räumliche Abgrenzungen geschaffen wurden, wird der Bildungscampus dennoch auch Synergien schaffen. Die offene Gestaltung des Gebäudes macht es möglich, dass Bereiche gemeinsam genutzt werden, wie beispielsweise die Aula. Auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit geht man mit gutem Beispiel voran, erzählt Vencelidesová: „Es ist alles sehr gut gedämmt, und mit der Lüftungsanlage gewinnen wir verloren gegangene Wärme wieder zurück. Ein Hauptaugenmerk unserer Arbeit war immer die Energieeffizienz.“ Der Baustart erfolgt jetzt im Herbst, mit einer Fertigstellung ist bis zum Spätsommer 2025 zu rechnen. Bereits im September desselben Jahres soll die Volksschule den Standort gewechselt haben und das Schuljahr im neuen Gebäude beginnen.


Spatenstich am 26. September 2023
Der Spatenstich zum Bildungscampus Oberwart ist gesetzt: Helene Kenyeri (Direktorin ZMS Oberwart),Heinz Zitz (Bildungsdirektor Burgenland), Landesrätin Daniela Winkler, Vizebürgermeister Michael Leitgeb, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Bürgermeister Georg Rosner, Angelika Bayer-Miertl (Obfrau Stadtkapelle Oberwart), Landesrat Heinrich Dorner, Roswitha Imre (Direktorin VS Oberwart), Thomas Rosner (Geschäftsführer PEB), Hans-Peter Wolf (Direktor EMS Oberwart) mit Schülerinnen und Schüler der 2u-Klasse der VS Oberwart

365 Tage Wohlbefinden im nachhaltigen Bildungscampus.

Im Zentrum das Herz der Schule, ein großzügiger Treffpunkt von morgens bis abends.
(Direktorin der Volksschule Oberwart, Roswitha Imre)

"Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit sind ebenso zentrale Themen, wie die Architektur und das Erscheinungsbild in der ländlich geprägten Umgebung."
(Bürgermeister Georg Rosner)

Der Grundriss

Architektin DI Carla Kuhn

Architektin DI Lucie Vencelidesová

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