Bericht

Die Sache mit den Gütesiegeln

Ostern steht vor der Tür. Mit Eiern, Schinken und Lammbraten zelebriert man an vielen üppig gedeckten Tischen dieses heilige Fest. Das schlechte Gewissen kann man mit Ende der Fastenzeit hinter sich lassen – möchte man meinen. Doch der Konsum von tierischen Lebensmitteln bleibt weiterhin eine Gewissensfrage. Und die jüngsten Skandale hinter den Türen von österreichischen, qualitätsgeprüften Bauern- und Schlachthöfen hinterlassen einen unangenehmen Nachgeschmack. Vor allem was das Vertrauen in Qualitätsgütesiegel betrifft.

Foto©enzosub/shutterstock.com

Wie hat das Tier gelebt, das am Teller landet? Welchen Gütesiegeln kann man vertrauen?

 

Es sind immer wieder unfassbare Bilder, die dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) zugespielt werden und nach Veröffentlichung so manchen Mitmenschen vor Wut und Hilfslosigkeit den Atem zuschnüren. So wurden in – nach österreichischen Tierschutzkriterien geprüften und teilweise sogar biozertifizierten – Betrieben schon wieder grausame Misshandlungen an den Tieren nachgewiesen. Szenen, die fernab der Illusionen sind, welche die Werbung verspricht oder für die das jeweilige Gütesiegel stehen möchte. „Wir kaufen das Fleisch nur beim Bauern“, ist der vielzitierte Satz von Konsumentinnen und Konsumenten, um womöglich das eigene Gewissen zu beruhigen. Aber woher kann man wissen, wie es den Tieren dort ergangen ist, wenn nicht mal ein Gütesiegel die absolute Gewissheit liefern kann?

„Um sich auf Gütesiegel verlassen zu können, muss man prinzipiell erst hinterfragen, wofür sie stehen“, schildert VGT-Vize-Obmann David Richter. So hätten alle verschiedenen Lebensmittel-Gütesiegel ihre eigenen Richtlinien bzw. Tierschutzkriterien, die mehr oder weniger streng tierschutzrelevant sind. Dafür müsse aber bei jedem Gütesiegel explizit nachgelesen werden, nach welchen Kriterien produziert wird: „Wenn das Siegel nur etwas über die Herkunft aussagt, dann kann man nicht erwarten, dass besondere Tierschutzmaßnahmen getroffen wurden“, schildert der Experte. „Hingegen wenn die Richtlinien eines Siegels den Tierschutz als solches besonders hervorheben, dann muss man als Konsumentin und Konsument schlichtweg darauf vertrauen, dass es stimmt.“ Leider bestätigen Ausnahmen wie immer die Regel. Denn beim aktuellen Hühner-Schlachthofskandal handelte es sich um ein Produkt mit Bio-Gütesiegel.

Seitens des Gütesiegel-Unternehmens wurde eine Stellungnahme veröffentlicht, die die aufgedeckten Misshandlungen in dem Schlachthof als verstörend bezeichnet und einen solchen Umgang mit Tieren aufs Schärfste verurteilt. Es verweist auf die Zuständigkeit der Veterinärdirektion, verspricht eine Verbesserung mittels unangekündigter Kontrollen und will zukünftig auf Prävention, Schulungen und Bewusstseinsbildung in den Betrieben setzen.

Doch kann man dem vertrauen? Auch wenn durch Kontrollen die „schwarzen Schafe“ ausgesiebt werden sollen: Sicher sein, wie das Tier gelebt kann, kann nur der, der seinen Fleisch-Einkauf über den Direkt-Vertrieb eines (Bio-)Bauern bezieht und sich vor Ort ein Bild macht, wie die Tiere gehalten werden. Fakt ist, dass die Gütesiegel durch die enorm verstörenden Bilder aus ausgezeichneten Partnerbetrieben das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten verlieren. Es bleibt die Frage, ob überhaupt ein Gütesiegel dem Wert eines Tieres gerecht wird.


Wie hats gelebt

Der Verein gegen Tierfabriken bietet auf der Internetseite wie-hats-gelebt.vgt.at eine Checkliste an. Damit lässt sich schnell herausfinden, welche Marken den eigenen Vorstellungen an Tierschutz entsprechen. Der Konsument bzw. die Konsumentin soll damit leichter eine bewusste Kauf­ent­scheidung bei Schweine­fleisch treffen können.


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