Bericht

Ein Kaiserreich für Mexiko

Eine Auswanderer-Geschichte der etwas anderen Art hat sich in den Jahren 1864 bis 1866 zugetragen und auch dabei haben viele Bürger aus dem heutigen Burgenland eine Rolle gespielt. 1864 wurden in der ganzen Monarchie Männer für eine Militärtruppe angeworben, deren Einsatzgebiet das ferne Mexiko sein sollte. Von Österreich-Ungarn nach Mexiko – wie ist das gekommen?

Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich (1832 -1867), der jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph 1., lebte mit seiner Gattin Charlotte auf ihrem Schloss Miramare bei Triest, als ihm angeboten wurde, Kaiser von Mexiko zu werden. Was wie ein Märchen klingt, wurde trotz großer Bedenken von vielen Seiten, vor allem der Familie Habsburg selbst, umgesetzt.

Im Jahr 1864 wurde ihm in Miramare die mexikanische Kaiserkrone überreicht, und kurz danach begab sich Kaiser Maximilian 1. von Mexiko mit seiner Gattin auf die Reise in dieses ferne, ihm unbekannte Land, wo bald die Ernüchterung folgte. Getäuscht von seinen Förderern, vor allem vom französischen Kaiser Napoleon III., aber auch von mexikanischen Konservativen, kam er in ein Land, in dem der republikanische Präsident Benito Juarez über weite Teile herrschte. In den folgenden jahrelangen Auseinandersetzungen behielt Juarez die Oberhand, besiegte die Truppen Maximilians und nahm ihn selbst gefangen. 1867 wurde Maximilian 1. von Mexiko in Queretaro, nordwestlich der Hauptstadt Mexikos, standrechtlich erschossen, womit das Kaiserreich Mexiko sein Ende fand.

„Burgenländer“ in der Schutztruppe

Zurück zum Jahr 1864; Auf ihrer Reise von Schloss Miramare nach Mexiko wurde das junge Kaiserpaar von einer eigens dafür ausgehobenen Schutztruppe begleitet, dem sogenannten „Österreichischen Freiwilligenkorps“, knapp 7000 Mann stark. Zum Freiwilligenkorps konnten sich Staatsbürger aus der gesamten Monarchie für den Dienst in Mexiko melden.

Gute Besoldung und das Angebot von billigem Land in Mexiko, sobald die Dienstzeit von mehreren Jahren abgelaufen sein würde, waren natürlich vor allem auch für Bürger aus unserem Land verlockende Aussichten. Kein Wunder also, dass sich zahlreiche Männer aus dem späteren Burgenland für das Abenteuer „Freiwilligenkorps und Landbesitz im Staat Mexiko“ meldeten.

Obwohl eigentlich nur als Schutztruppe für Kaiser Maximilian I. und seine Gefolgschaft vorgesehen, musste die Truppe sofort an den Kämpfen gegen die Republikaner teilnehmen und war bereits 1865 in zahlreiche Gefechte verwickelt. Nach einigen militärischen Erfolgen kam das Ende der Schutztruppe mit zwei schweren Niederlagen im Herbst 1866. Daraufhin löste Kaiser Maximilian I. die Truppe auf. An die Tausend Mann sind in den Kämpfen umgekommen, darunter auch Johann Georg Kurz aus Oberschützen. Über 1.000 der Überlebenden blieben in Mexiko in der neu aufgestellten Nationalarmee und ungefähr 3.500 kehrten in die Heimat zurück.

Nach dem schrecklichen Ende mit der Hinrichtung des Kaisers ist anzunehmen, dass kein einziger der Abenteurer aus dem Freiwilligenkorps Land in Mexiko erhalten hat. Der Traum vieler Mitglieder dieses Freiwilligenkorps endete in Enttäuschung, für manche sogar mit dem Tod. Das gilt natürlich ebenso für die tapferen Auswanderer aus unserem Land, die voller Hoffnung nach Übersee gegangen waren und sich glücklich schätzen konnten, wenn sie als Rückwanderer zurückkamen.


Kaiser Maximilian 1. von Mexiko
Gemälde ca. 1865

 

Herbert Rehling

Herbert Rehling ist Ahnenforscher und lebt in Bad Tatzmannsdorf.
www.rehling.weebly.com


Insgesamt wurden 341 Ungarn aufgenommen, darunter folgende „Burgenländer“:
©Herbert Rehling

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4 Antworten