Bericht

„Ich bin Elly“

Elly ist gekommen, um zu bleiben. Künstliche Intelligenz (KI) ist längst nicht mehr abstrakt. Spätestens seit dem textbasierten Bot „ChatGPT“ ist KI für uns greifbar geworden. Robert Seier ist Gründer und Mastermind der Werbeagentur seier.com und meint ganz klar: KI ist kein Trend. KI bestimmt bereits die Gegenwart und mit Sicherheit unsere Zukunft. Ein Gespräch über Chancen und Grenzen der KI, was sich am Arbeitsmarkt ändern wird – und über Elly.

Foto©seier.com

Elly ist die neue KI-basierte Mitarbeiterin bei seier.com. Elly ist ein Avatar, kreiert von Firmenchef Robert Seier.

 

Sie ist hip, rothaarig, ihre Sprache ist gewählt, aber nicht abgehoben. Wenn sie redet, wirkt sie sogar sympathisch. Sie heißt Elly und ist die neue Mitarbeiterin in der Werbeagentur seier.com in Großpetersdorf. Elly wurde von Firmenchef Robert Seier geschaffen. Nachts, wenn er ein wenig mehr Zeit hat, wie er erzählt. „Bitte mach jetzt nicht den Schmäh mit Frankenstein“, sagt er lachend. Robert Seier hat mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz (KI) einen Avatar entworfen. Vor wenigen Wochen hat er Elly bei der Team-Besprechung den Kolleginnen und Kollegen vorgestellt. „Oder besser gesagt, Elly hat sich selbst vorgestellt“, sagt er. Das sei auch der zündende Funke gewesen, dass KI ab nun Teil des Kreativprozesses in der Großpetersdorfer Werbeagentur ist. „Es gibt immer Kritiker, die den Fortschritt verteufeln. Ich bin von den Möglichkeiten, die KI auch im Werbe- und Marketingbereich bietet, begeistert“, sagt Robert Seier.

 

KI ist in den letzten Wochen vermehrt bekannt geworden durch das ChatGPT Tool, das Texte eigenständig schreibt und auch von Schülerinnen und Schülern benutzt wird. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Robert Seier: Technologische Entwicklungen kann man nicht aufhalten und ich finde, man darf sich davor auch nicht verschließen. Das ist natürlich eine Frage der Einstellung, aber im Leben zählt doch eigentlich immer, dass man nicht alles können muss. Viel wichtiger ist, dass man weiß, woher man die Information beziehen kann. 

 

Wie schafft es ein Computer, Texte selbst zu verfassen?

Robert Seier: Vereinfacht erklärt, muss man sich das wie eine riesige Datenbank vorstellen, die quasi selbstlernend erweitert wird und durch unsere Eingaben und Abfragen immer größer wird.  

 

Man kann aber nicht überprüfen, von welcher Quelle die Daten stammen?

Die Quellen sind ab heutigem Stand rückwirkend. Die Künstliche Intelligenz kann also auch auf einen Artikel zurückgreifen, der 20 Jahre alt ist und der inhaltlich in eine ganz andere Richtung geht, als es unserer heutigen Weltanschauung entspricht. Der Mensch muss das Ergebnis daher überarbeiten. Außerdem muss immer die Frage des Urheberrechtes geklärt werden. Es kann passieren, dass das Ergebnis, das man durch die KI erhält, sehr nahe an ein Original kommt. Die Überprüfung durch den Menschen ist daher enorm wichtig. Gesetzlich wird sich da einiges tun. Die EU will KI regulieren und es wird hier völlig neue verpflichtende Regelungen geben.

 

Wo sind die Vorteile?

Sicherlich in der Geschwindigkeit, in der ich Ergebnisse erhalte. KI ist in jedem Bereich interessant. Sie wird eingesetzt für Prognosen – sei es in der Industrie bis hin zur Medizin bei der Erkennung von Krankheiten. Sie kann Muster aufzeigen, Content generieren, Prozesse optimieren. Es gibt so viele Tools, dass man gut selektieren muss, welche sinnvoll sind. Das ist für uns in der Kundenberatung ein wichtiges Thema. Ich persönlich sehe im Werbebereich die Chance, dass KI automatisierte und zeitraubende Aufgaben erledigt, damit wir mehr Zeit für den Kreativbereich haben. 

 

Wer ist Elly?

Elly ist unsere neue KI-basierte Mitarbeiterin. Sie ist ein Avatar und wird zukünftig auf unserer Website eingesetzt. Solche Avatars werden mit allen Infos über das Unternehmen gefüttert. Elly wird mit dem Besucher bzw. der Besucherin unserer Website kommunizieren.

 

Wird der Mensch durch KI ersetzbar?

KI kann viel, aber sie bewertet das Ergebnis nicht. Das muss der Mensch machen, denn in dem Moment, wo ich das Ergebnis veröffentliche, hafte ich dafür. Der Mensch ist daher unersetzlich. Es wird nur einen Wandel geben. Manche Tätigkeiten kann der Computer rascher und schneller erledigen. Dafür wird es aber neue Jobs geben. Nicht zuletzt sind KI-getriebene Unternehmen als Arbeitgeber interessant. Das belegen auch Studien. Fachkräfte entscheiden sich eher für einen Arbeitsplatz, der technologisch am Puls der Zeit ist. 

 

Wo sind Ihre persönlichen Grenzen, wo Sie KI nicht einsetzen würden?

Ich persönlich würde KI nicht bei der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verwenden. Menschen durch eine Maschine zu bewerten, halte ich für schwierig. Man kann aber durch KI vorselektieren, wenn es beispielsweise um erforderliche Ausbildungskriterien geht. Aber das Emotionale fehlt natürlich. Ich finde, dass man den anderen wahrnehmen und erfahren muss. Außerdem ist auch zu berücksichtigen, dass der Computer auf ältere Daten zurückgreift, wo Frauen in der Gleichstellung womöglich übergangen werden. Das betrifft Branchen, wo immer noch Männer dominieren. Das System lernt zwar, aber man muss aufpassen, dass hier nicht eine Benachteiligung durch die Ungleichheit der Datenlage entsteht.

 

Wo empfehlen Sie den Einsatz von KI?

Der Einsatzbereich ist unendlich. Ich denke da etwa an das Datenhandling, um aus der zur Verfügung stehenden Datenmenge den optimalen Nutzen zu ziehen. Im Bereich der FAQ kann beispielsweise ein Avatar Fragen, die immer wieder auftreten, beantworten. Generell kann der gesamte Servicebereich in einem Unternehmen von der KI profitieren. So kann zum Beispiel der Kundenbereich für das Wochenende durch ChatBots abgedeckt werden. KI ist hilfreich beim Onboarding Prozess neuer Mitarbeiter, weil die Basiseinschulung in vielen Unternehmen immer die gleiche ist. KI kann auch im Bereich von Mailings und Ausschreibungen eingesetzt werden. Bei manchen Firmen  sind Tools für Textierungen und Korrekturen hilfreich. Gerade im Kreativbereich gibt es beinahe stündlich neue Entwicklungen wie etwa beim Generieren von Bildern. Wir werden KI in Zukunft vermehrt für die Optimierung von Websites nutzen. Es gibt also je nach Bedarf passende Tools. 

Beim Thema KI dreht sich alles um Daten und wie wir verantwortungsbewusst damit umgehen. Fakt ist: Unternehmen, die KI nutzen, sind in der Lage, ihre Daten für das Marketing perfekt einzusetzen und ihr Angebot genau auf die Kundenzielgruppe abzustimmen. Das ist ein gewaltiger Vorteil.



Ein Entwurf von Robert Seier. Das Bild wurde unter Nutzung des KI-basierten Tools MidJourney generiert. Für den Kreativbereich sieht Robert Seier durch KI ein enormes Potenzial.

Robert Seier ist Gründer und Mastermind der Agentur seier.com in Großpetersdorf.

Ein Entwurf von Robert Seier mit KI

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