„In meinem Beruf erfahre ich jeden Tag viel Dankbarkeit!“
Für viele Menschen ist die Arbeit am Friedhof ungewöhnlich oder sogar unvorstellbar. Für Thomas Kogler ist seine Arbeit Berufung. Er ist Friedhofsarbeiter und betreut 32 Friedhöfe im Burgenland und der Steiermark.
Foto: Roland Weber
Rund 280 Gräber hebt Thomas Kogler im Jahr mit der Hand aus. Ein routinierter Arbeiter wie er benötigt drei bis vier Stunden für ein Grab.
„Durch diese Tätigkeit erfährt man sehr viel Dankbarkeit und Wertschätzung. Daher ist es für mich ein sehr schöner Beruf“, so Thomas Kogler. Von St. Margarethen an der Raab in der Steiermark bis nach Wiesfleck im Burgenland: So weit reicht das Betreuungsgebiet von Thomas Kogler. Seine Aufgabe ist es nicht nur die Gräber für die Verstorbenen auszuheben, sondern, nach Rücksprache mit der Friedhofsverwaltung, aufgelassene Gräber so vorzubereiten, dass der Grabplatz neu vergeben werden kann. In Hartberg ist Thomas Kogler zudem für die Pflege des Friedhofs – heißt unter anderem für die Rasenpflege und den Winterdienst – zuständig.
Kogler war nicht immer Friedhofsarbeiter. Als Installateur hat er in Österreich und im Ausland gearbeitet. Später war er dann in der Versicherungsbranche als Makler tätig. Durch familiäre Verbindungen lernte er die Tätigkeit des Bestatters kennen. „Dadurch habe ich bereits wertvolle Erfahrung gesammelt und die Arbeit auf einem Friedhof war für mich nicht neu.“ Zunächst war er bei der Pfarre in Hartberg angestellt. Seit über acht Jahren übt er die Tätigkeit aus, seit 2017 ist er selbstständig. Sechs Friedhöfe hat er damals betreut, mittlerweile sind es 32. Die örtlichen Bestatter oder Gemeinden melden sich bei ihm und erteilen den Auftrag, das Grab auszuheben.
Gräber werden mit der Hand ausgehoben
Da die Wege zwischen den Gräbern sehr schmal sind, werden die Gräber (rund 280 im Jahr) überwiegend mit der Hand ausgehoben. Ein routinierter Arbeiter benötigt für ein Grab drei bis vier Stunden. In Ausnahmefällen und je nach Jahreszeit sind es bis zu acht Gräber in der Woche. Diese Tätigkeit ist körperlich sehr anstrengend und erfordert viel Routine. Denn nicht jeder Boden hat die gleiche Beschaffenheit. Viele der Böden sind sehr nass. Dazu kommt, dass die Abstände zwischen den Gräbern eng sind und man daher auch hier vorsichtig graben muss, damit das Erdreich nicht nachgibt. Ein weiter Aspekt ist der Klimawandel, der sich in der Bodenbeschaffenheit bemerkbar macht. „Bis vor einigen Jahren war der Bodenfrost bei den Aushubarbeiten auch tiefer unten noch spürbar. Mittlerweile ist er nur noch an der Oberfläche“, berichtet Kogler über seine Arbeit. Und das Wetter ist schließlich auch ein entscheidender Faktor. „Wenn es eine Woche regnet, dann ist das Erdreich sehr weich und das Regenwasser muss jeden Tag aus dem offenen Grab gepumpt werden!“ Abgesehen von der körperlichen Anstrengung ist die psychische Belastung mitunter sehr groß. „Nicht jeder ist für diese Tätigkeit geeignet. Von 12 Mitarbeitern, die ich vergangenes Jahr hatte, sind leider alle wieder gegangen. Für die einen war es körperlich zu anstrengend, für die anderen war es psychisch eine zu große Belastung.“ Denn natürlich hat man jeden Tag mit Tod und Trauer zu tun. Und im Alltag beschäftigt sich keiner gerne mit dem Tod. Bleibt die Frage, wie man selbst mit der Belastung umgeht? „Ich kann bei meiner Arbeit gut abschalten, auch über viele Dinge in Ruhe nachdenken“, so Thomas Kogler. Das heißt aber nicht, dass die Todesfälle an ihm spurlos vorüber gehen. „Vor allem, wenn Kinder oder junge Menschen sterben oder wenn jemand ganz plötzlich aus dem Leben gerissen wird, ist man betroffen, besonders wenn man diejenige oder denjenigen gekannt hat.“ Aber natürlich muss man auch eine persönliche Grenze ziehen. „Manche Dinge bespreche ich mit meiner Partnerin, aber meine Arbeit ist nicht ständig ein Thema im Privatleben“, hält Thomas Kogler fest. Manchmal fragen Kinder oder Erwachsene, die er am Friedhof trifft, wer die oder der Verstorbene war, und man unterhält sich kurz. Verändert hat sich auf jeden Fall die Art der Bestattungen. Heute gibt es rund 40 Prozent Erdbestattungen und 60 Prozent Urnenbestattungen. Und auch die Glaubensbekenntnisse haben sich geändert. Heute gibt es auch in den kleinen Gemeinden viel mehr Menschen, die nicht katholischen oder evangelischen Glaubens sind und daher bei der Beerdigung auf einen Priester oder eine große Zeremonie verzichten. Für Thomas Kogler und seine Arbeit ist diese Tatsache nicht so relevant. Er resümiert am Ende des Gespräches: „Jeder Tag und jede Situation ist anders und jeder geht mit der Trauer anders um.“ Was bleibt, ist die Dankbarkeit für seine Arbeit und die Tatsache, dass die Menschen zu Lebzeiten kaum an den Tod denken.
Schreibe einen Kommentar
1 Antworten
Friedhofsarbeiter Thomas Kogler