„Klimakleber“ – doch ein Sinn dahinter?
November 2022: Im Wiener Leopold Museum wurde das Gemälde „Tod und Leben“ von
Gustav Klimt mit schwarzer Farbe beschüttet. Jänner 2023: Junge Menschen kleben sich auf
Verkehrsknotenpunkten in Wien fest und verursachen dadurch Staus. Diese und andere Aktionen
haben das Ziel, auf die Klimazerstörung aufmerksam zu machen, um Maßnahmen gegen die Klimakrise zu
erzwingen. Die Rede ist von der Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“.
Die Stimmung gegen die Aktivisten ist aufgeheizt.
(c) Letzte Generation
Mitglieder der Letzten Generation kleben sich auf die Straße. Sie fordern ein Fracking-Verbot und Tempolimit 100.
Ist-Stand der Klimapolitik
Österreich wird seine Klimaziele bis 2040 nicht erreichen, solange der Kurs nicht geändert wird. Eine Klimaneutralität sei laut einer Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) mit dem derzeitigen Kurs nicht möglich. Für solch eine Neutralität wäre laut Bundesregierung eine Einsparung von sechs Prozent der Treibhausgasemissionen pro Jahr notwendig. Derzeit werden der WIFO nach zu urteilen aber nur rund zwei Prozent der Emissionen eingespart.
Die „Letzte Generation“
Hier setzt die Letzte Generation an. Sie fordert Tempolimit 100 auf den österreichischen Autobahnen und den Stopp von Erdöl-Fracking (Erklärung siehe Kasten).
„Glauben Sie, es macht Spaß, sich auf der Straße festzukleben, angespuckt, teils auch körperlich angegriffen zu werden und mir täglich meine Hände blutig stochern zu lassen?“, so Mitbegründerin der Organisation „Letzte Generation“ Martha Krumpeck bei der Puls4 Sendung „Pro & Contra“. Man greife nun auf die primitivsten Methoden zurück, um angehört zu werden. Die Aktionen bewirken dabei vor allem zwei Dinge: Möglichst viele Menschen sind betroffen und die Politik muss dazu bewegt werden, den Klima-Kurs zu ändern.
Fakt
Betrachtet man zunächst die Medienberichterstattung, kann eines gesagt werden: Viele Meldungen sind im Kern wahr, werden aber falsch kommuniziert. So wird beispielsweise behauptet, dass Gemälde in Museen durch die Aktionen zerstört werden. Ein Pressesprecher der Letzten Generation bestätigt, dass dies nicht der Fall ist. So ist auch bei der bekannten Aktion im Wiener Leopold Museum nur das Sicherheitsglas beschüttet worden. Bis dato kam noch kein Gemälde zu Schaden. Weitere Falschmeldungen betreffen die Straßensperren. Hier wird argumentiert, dass Einsatzkräfte nicht mehr zum Unfallort oder die Patient*innen nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus kommen würden, da die Protestierenden die Straßen besetzen. Das dementiert der Pressesprecher der Letzten Generation. „Wir handhaben es in Österreich so, dass prinzipiell immer ein Mitglied nur so tut, als ob dieses auf der Straße klebt. Somit kann diese Person rasch entfernt und eine Rettungsgasse gebildet werden. Aber es ist natürlich wichtig, dass andere Autofahrer*innen diese Lücke nicht selbst ausnutzen“, erklärt die Organisation auf Nachfrage von prima!.
Training für den Ernstfall
Vor allem durch die Straßenbesetzungen gibt es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Passant*innen, Autofahrer*innen und Protestierenden. Für die Aktivistinnen und Aktivisten ist dies eine mentale und emotionale Herausforderung. Damit sie auf extreme Gegebenheiten vorbereitet sind, müssen sie ein Seminar absolvieren. Dabei werden unter anderem brenzliche Situationen im Vorfeld in einer kleinen Gruppe durchgespielt, erklärt der Pressesprecher der Letzten Generation. Hierbei gilt es, die Situation gewaltfrei zu deeskalieren.
Maßnahmen für die Rettung des Klimas zu fordern, ist ja an sich eine gute Sache. Kritik für die Aktionen hagelt es dennoch. So forderte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Zuge ihres Wahlkampfes im Jänner, dem deutschen Kurs zu folgen und strafrechtliche Verfahren gegen die Protestierenden einzuleiten.
Solidarische Unterstützung erhält die Letzte Generation von renommierten Wissenschafter*innen. Die Forderungen der Klimaschützer wie etwa Tempo 100 unterstütze man, erklärten rund 40 Vertreter*innen der unterschiedlichsten Forschungsrichtungen im Jänner im Zuge eines Pressegespräches in Wien. Die Aktionen scheinen schon auch etwas bewegt zu haben. Das Klimaschutzministerium rund um Leonore Gewessler (GRÜNE) hat ein sogenanntes „Fracking-Verbot“ in Österreich geprüft. Dieses sei aber für den Koalitionspartner ÖVP kein Thema.
Für Februar haben die Aktivist*innen wieder vermehrt Proteste angekündigt.
Beim Fracking wird Gestein mit hohem Druck aufgebrochen. Große Mengen eines Wasser-Sand-Chemikalien-Gemischs werden ins Gestein gepumpt, bis Risse entstehen oder sich weiten. Bei dem Vorgang kam es in der Vergangenheit immer wieder vor, dass Chemikalien oder Gase durch undichte Stellen austreten und Grund- und Trinkwasser auf Jahre verunreinigen. (Quelle: Greenpeace)
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2 Antworten
„Klimakleber“ – doch ein Sinn dahinter?
Absolut kontraproduktiv ,lauter selbstgefällige Wichtigtuer,dass hat nichts mit Klimaschutz zu tun.Bei der Blockade in Berlin ,als die Landebahn blockiert wurde sind zusätzlich 4000 Liter
Kerosin für die Umleitung der Flüge notwendig gewesen.Sie sollten sich um die prekäre Situation die in Brasilien z.B.schon seit längerer Zeit abläuft kümmern.Auch aktive r Umweltschutz
wie das Reinigen der Strände ,das Meer von Plastikmüll oder Unterstützung von Greenpeace wäre 100 mal effektiver wie so ein Schwachsinn.