Bericht

Konsequente anspruchsvolle Kunst- und Kulturarbeit

„Ein Kraftakt voll leidenschaftlicher, künstlerischer Energie“, so beschreibt Obfrau Eveline Rabold das Herbstprogramm im Offenen Haus Oberwart (OHO). Der Jahresschwerpunkt widmet sich den Veränderungen, mit denen die Gesellschaft durch die Digitalisierung konfrontiert ist. Damit hat das Kunsthaus ein Themenfeld gewählt, das den Ehrgeiz aller Mitwirkenden beflügelt. Denn hier treffen bis in die Haarspitzen mit schöpferischer Entschlossenheit aufgeladene Künstler*innen auf das immense technische Spielfeld des OHO und kosten gegenseitig ihr Potenzial aus.

(c) Florian Lang

Bei der Veranstaltung „Blockchain my Heart“ haben 48 Künstlerinnen und Künstler Beiträge geliefert. Hier der Beitrag von Florian Lang („I hate the days I cry“).

Im Feber 2022 zeigte der Kunstmarkt der Welt sehr plakativ neue Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung eröffnen. Der Kuss von Gustav Klimt wurde in 10.000 Teile parzelliert und verkauft. Natürlich nicht als Original. Kaufen konnte man lediglich eine Art digitale „Schnipsel“, sogenannte NFTs (Non-Fungible Token). Das sind einzigartige Datensätze, die mithilfe des Verschlüsselungsverfahrens Blockchain als Einzelstücke gespeichert werden und einen Vermögenswert digital repräsentieren. Ein NFT kann so beispielsweise das Eigentum an einem digitalen Kunstwerk beglaubigen. Klingt abstrus – ist es derzeit auch noch für viele. Das OHO will dieses Thema greifbarer machen und hat unter dem Titel „Blockchain my heart“ eine verkettete Kunstaktion ins Leben gerufen. 48 Künstler*innen aus dem Burgenland nehmen daran teil. 16 bildende Künstler*innen haben zum Thema „Herz“ 16 Werke geliefert. Auf diese haben 16 Literat*innen mit kurzen Texten reagiert. Beides wurde dann von 16 Komponist*innen vertont. Die Beiträge werden am 7. Oktober präsentiert und sind in der Folge als NFTs in einer Blockchain verfügbar.
Spannend wird dabei die Klärung der Frage, ob Kunst in dieser Form zu verkaufen ist. „Wir werden an diesem Abend über den Wert von Kunst reden. Wir wollen aufzeigen, wie sich der Kunstmarkt entwickelt und wie die Digitalisierung in alltägliche Dinge eingreift. Kunst ist dabei nur ein Beispiel“, kündigt OHO-Obfrau Eveline Rabold an. 

Literatur im Herbst 

Die traditionellen Buchwochen sind heuer im OHO erstmals nicht mehr auf wenige Tage limitiert. „Wir gehen von dieser zeitlichen Begrenztheit weg und schaffen eine Serie voll ‚Literatur im Herbst‘. Eine Lesung des südburgenländischen Autors Franz Stangl aus seinem neuen Csaterbergkrimi steht dabei am Programm und unter anderem werden Andreas Vitasek und Rudolf Anschober aus ihren neuen Büchern lesen“, greift Eveline Rabold einige Programmpunkte heraus. Der Jahresschwerpunkt zeigt sich auch hier in Form einer Veranstaltung. „Unter dem Titel ‚Der Kühlschrank spricht mit mir‘ haben Autor*innen Texte geschrieben, die in einer szenischen Lesung das Thema der künstlichen Intelligenz satirisch aufgreifen. Es wird ein humorvoller Abend“, verspricht Rabold. 

Silvester im OHO 

Das Jahr endet mit der Oper „Vanessa geht zu den Walen“. In Kooperation mit der Theaterinitiative Burgenland und den Burgenländischen Kulturzentren hat das OHO eine Eigenproduktion geschaffen, die die technische Potenz des Hauses sichtbar macht. 

Das Libretto stammt von Peter Wagner, die Musik kommt von Ferry Janoska. Die gesamte Oper wird in Dolby Surround aufgeführt. „Das Publikum sitzt inmitten der Bühne. Das Bühnenbild geht also um das Publikum herum“, gibt Rabold Einblicke. Das Thema ist kein fiktives, sondern basiert auf einem Bericht, der von den Philippinen stammt. 40 Kilo Plastikmüll wurden dort im Magen eines Wals gefunden. Die Oper berichtet von der Reise der Hauptfigur Vanessa – eigentlich könnte sie der Fridays for Future Generation angehören – die sich aufmacht, um die restlichen Wale zu retten. Ferry Janoska hat dazu keine klassische Oper komponiert. „Obwohl ich selbst Musiker und Komponist bin, so zwei Stunden lang eine der üblichen zeitgenössischen Opern anzuhören, ist sogar mir zu viel“, sagt er im Interview für das „Blattwerk“, der Zeitschrift des OHO. Es wird viel dabei sein. Jazz, Swing und Funk. Jedenfalls verspricht er im Interview: „Das allerhöchste Niveau, das ich musikalisch-kompositorisch draufhabe. Das ist momentan, glaub ich, mein höchstes Level.“ 

Das Zeitschriften-Werk des OHO 

Das „Blattwerk“ präsentiert sich mit der aktuellen Ausgabe als eine künstlerisch und inhaltlich starke Zeitschrift.
„Es ist nicht nur ein Programmheft, sondern es sind auch viele Artikel rund um Kunst, Kultur und Gesellschaft darin. Es war immer als Zeitschrift geplant und das ist uns mit dieser Ausgabe wirklich gelungen“, freut sich Rabold. 

Neu ist auch die Website des OHO. Übersichtlicher, dreidimensional, mit einem reichhaltigen Service- und Informationsangebot. 


 

Mehr zum OHO-Programm auf: www.oho.at 


Das OHO präsentiert das Herbstprogramm im Beisein von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Dieser betont, dass das Land nicht nur stolz sei, ein Kunst- und Kulturhaus wie das OHO zu haben, sondern dass man auch alles daran setzen werde, das OHO mit seiner autonomen Kulturbühne am Leben zu erhalten.

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Antworten