Bericht

Statt Stahlbrücke, kommt nun doch eine ganz konventionelle

Zuerst wurde die alte Brücke über die B 50 bei Jormannsdorf abgerissen. Jetzt wird sie wieder aufgebaut. prima! rekonstruiert. 

© Peter Sitar

Der Brückenaufbau über die B 50 in Jormannsdorf wirft Fragen auf – wurde die alte Brücke doch erst vor wenigen Jahren abgerissen.

 

Wer auf der B 50 bei Jormannsdorf mit dem Auto unterwegs ist, muss wegen der Bauarbeiten an einer „neuen“ Brücke über die Bundesstraße mit Behinderungen rechnen. Für diese Überführung, die entlang der ehemaligen Bahnstrecke Oberschützen – Bad Tatzmannsdorf – Oberwart gerade aufgebaut wird, werden gebrauchte Windflügel ehemaliger Windräder verwendet. Sie soll die Verbindung des neuen Radweges auf der ehemaligen Bahnstrecke sicherstellen, der hier die B 50 kreuzt. Natürlich hat diese neue Brücke deutlich weniger Tragkraft als die alte.

Zur Geschichte

1903 wurde die Bahnstrecke von Oberwart via Bad Tatzmannsdorf nach Oberschützen errichtet. Jahrzehntelang wurde hier Kohle aus Tauchen transportiert. Später fanden Draisinen-Fahrten für Kurgäste statt. Statt Zügen sollen hier künftig Radler fahren. Mit dem Abriss der alten Brücke im Jahr 2018 über die B 50 wird es hier nie wieder einen Bahnverkehr geben. Dabei fuhren in den 1950er- und 60er-Jahren über diese Stahlbrücke schwere Güterzüge, die Braunkohle aus Tauchen via Oberschützen per Bahn ins Kraftwerk Pinkafeld brachten. 1987 stellte die ÖBB den gesamten Verkehr auf dieser Strecke ein, von 1989 bis 1997 übernahm sie die Südburgenländische Regionalbahn (SRB). Danach verfiel die Strecke, bis ab 2003 ein privater Verein, die FROWOS, die Bahn wieder reaktivierte und bis 2012 hier aktiv war. 2007 beschädigte ein zu hoch beladener Lkw das Brückentragwerk, der Verursacher konnte nie ausgeforscht werden. Unter hohem persönlichen und finanziellen Aufwand konnten die FROWOS die Brücke wieder instand setzen.

Schließlich kaufte das Land die Strecke der SRB ab und es wird nun darauf ein Radweg errichtet. Schienen und Schwellen sind weg, ein Radweg wurde errichtet. Im Endausbau soll er bis Rechnitz führen und an die vier Millionen Euro kosten. 2018 erließ die Bezirkshauptmannschaft Oberwart einen Abriss-Bescheid. Dies, obwohl Anlieger-Gemeinden und Initiativen die Sanierung der alten Brücke befürworteten. Einer davon ist der Bad Tatzmannsdorfer FP-Gemeinderat DI Dietrich Wertz, der überzeugt ist, man hätte die alte Brücke sanieren können: „Aber das war wohl politisch nicht erwünscht!“ Es kam zu einem Gutachterstreit. Letztlich setzte sich das Land durch, mit der Begründung, es sei „Gefahr in Verzug“ und die Brücke wurde abgerissen.

Die Kosten, die dem Land dadurch entstanden, belaufen sich auf knapp 21.000 Euro, gab Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) 2021 nach einer Anfrage des Grünen Landtagsabgeordneten Wolfgang Spitzmüller schriftlich bekannt.  

 

UPDATE am 31. August 2022:

Dieser Artikel ist in der Printausgabe unter dem Titel „Statt Stahlbrücke, eine aus alten Windrädern“ erschienen. Der Artikel wurde in der Online-Ausgabe aktualisiert. Grund: Die neue Brücke über die B50 wird nun doch ganz konventionell hergestellt. Wie es von der Baudirektion Süd heißt, habe man festgestellt, dass eine Umsetzung mit den alten Windrädern technisch noch nicht machbar sei. Es sei noch Grundlagenarbeit erforderlich. Was mit den alten Windflügel am Bauhof in Oberwart geschehen wird, ist noch unklar.


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