Bericht

Tempo 30 in Oberwart

Unterschiedliche Tempolimits soll es zukünftig in Oberwart nicht mehr geben.
Die Stadtgemeinde bemüht sich darum, im Ortsgebiet die Geschwindigkeit auf 30 km/h
zu reduzieren. Mehr Sicherheit und Lebensqualität seien dabei wesentliche Vorteile.
Aber es gibt noch mehr.

(c) LEXI

Bürgermeister Georg Rosner und Amtmann Roland Poiger überlegen mit dem Stadtrat die Einführung von Tempo 30 im Stadtgebiet Oberwart. Dies soll dann im Gemeinderat beschlossen werden.

 

Ortsgebiet bedeutet in Österreich für Autofahrerinnen und Autofahrer immer noch Tempo 50. Diese Geschwindigkeit ist in der Straßenverkehrsordnung als Standard festgelegt. Auf Tempo 30 wird nur dort verringert, wo es erforderlich ist – und das muss behördlich geprüft und bewilligt werden. „In Oberwart gibt es inzwischen so viele unterschiedliche Zonen, dass man sich gar nicht mehr auskennt“, meint Bürgermeister Georg Rosner. Tempo 30 im Stadtgebiet wird in der Gemeinde bereits seit einiger Zeit diskutiert. Die Zuständigkeit liegt bei dieser Verordnung beim Gemeinderat der Stadtgemeinde Oberwart. Zwar gilt das dann nur für Gemeindestraßen, aber „vielleicht zieht ja auch das Land mit“, hofft Rosner. Für die „Hauptverkehrsstraße“ – die Wiener Straße bzw. Steinamangererstraße – ist aufgrund der geplanten Innenstadtgestaltung mit neuem Hauptplatz und Baumallee ohnehin ein Tausch mit dem Land geplant. Sobald diese Landesstraße ins Eigentum der Gemeinde geht, soll hier dann sogar Zone 20 gelten.

Schlagkräftige Argumente

Die Stadtgemeinde möchte mit dem Tempolimit im Stadtgebiet die Sicherheit und Lebensqualität erhöhen. So ist etwa das Tötungsrisiko für Fußgänger, die von einem Auto bei Tempo 50 erfasst werden, fünf Mal so hoch wie bei Tempo 30, verweist Amtmann Roland Poiger auf Studien des „VCÖ–Mobilität mit Zukunft“. „Das ist neben der Reduktion von CO2 sicherlich eines der wichtigsten Argumente für das Tempolimit im Stadtgebiet“, meint Poiger. Aber es gibt noch weitere, die die Lebensqualität des Menschen besonders positiv beeinflussen. So nimmt unser Ohr Tempo 30 akustisch als Halbierung des Verkehrs wahr. Außerdem hat sich laut VCÖ gezeigt, dass Kinder in Tempo 30-Zonen durchschnittlich mehr als doppelt so lange ohne Aufsicht im Freien spielen als bei Tempo 50. Auf die Fahrzeit wirke sich Tempo 30 kaum aus. Der VCÖ berichtet von 1,5 Sekunden pro 100 Meter. Durch den verbesserten Verkehrsfluss mache sich das aber kaum bemerkbar.

Poiger sieht auch die technische Komponente, die Tempo 30 mit sich ziehen würde: „Je langsamer ein Fahrzeug fahren darf, desto schmaler darf auch die Straße sein. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man zukünftig weniger Fläche versiegeln muss, was dem Klima guttut und auch die Kosten  beim Bau der Straßen und der Instandhaltung erheblich reduziert. Schmalere Fahrbahnen im Ortsgebiet könnten die Zukunft sein, wenn Tempo 30 Standard wird.“ Ein solches positives Beispiel sei in Oberwart etwa die Prinz Eugenstraße. „Die ist sehr schmal und automatisch muss man hier langsamer und vorsichtiger fahren“, erklärt Poiger. Im Gegenzug werde auf der Grazer Straße oft sogar Tempo 50 überschritten. „Diese Straße im Ortsgebiet ist so breit, da brettern immer wieder Autos mit 80 km/h oder sogar mehr durch. Das kann tödlich enden.“

Gut für die Wirtschaft

Städte, die bereits Tempo 30 und Begegnungszonen eingeführt haben, ziehen laut Bürgermeister Georg Rosner auch wirtschaftlich einen Nutzen. Graz oder Klosterneuburg seien solche Vorzeigebeispiele. „Von Begegnungszonen, wie es am Hauptplatz in Oberwart geplant ist, profitieren auch die Unternehmen. Damit die Menschen flanieren können, muss der Durchzugsverkehr aus der Stadt verlagert werden. Wer in die Stadt fährt, hat hier dann auch wirklich etwas zu erledigen und dieser Mikroverkehr sei gut zu organisieren. Stichwort City Bus etwa, sagt Rosner. Parkplätze müsse es in der Stadt weiterhin geben, meint er. „Aber wir müssen uns generell die Frage stellen, ob Schüler der Höheren Schulen wirklich täglich selbst mit dem Auto kommen müssen und dann einen halben Tag die Parkflächen verstellen oder Pendler die gesamte Woche das Auto in der Stadt abstellen müssen“, gibt auch Poiger zu bedenken.

Eine aktuelle Kaufkraftanalyse von Mag. Georg Gumpinger im Auftrag der WK  Burgenland zeigt, dass Oberwart im Vergleich zu anderen Bezirken eine hohe Standorttreue der Kundinnen und Kunden aufweist. Noch, denn der Internethandel und die Einkaufszentren an der Peripherie sind ein Gefährdungspotenzial für die Innenstadt. Dennoch ist Oberwart als Einkaufsstadt äußerst beliebt. Die Menschen kommen auch aus anderen Bezirken, Bundesländern und ebenso aus Ungarn, weil sie den Handel in Oberwart, die Dienstleistungen, den Branchenmix und nicht zuletzt auch die Märkte schätzen. Die Attraktivierung der Innenstadt müsse daher vorangetrieben werden. „Tempo 30 ist hier ein entscheidender Faktor“, betonen Rosner und Poiger. „Im Sinne der Sicherheit, Lebensqualität und Stärkung der innerstädtischen Wirtschaft.“

Das Thema Tempo 30 wurde laut Amtmann Roland Poiger bereits im Stadtrat behandelt und einstimmig für gut geheißen. Man werde weitere Schritte setzen. Entscheidungen sollen dann per Gemeinderatsbeschluss  getroffen werden.

Vorreiter Hartberg

Was Oberwart gerne einführen möchte, wird in Hartberg seit elf Jahren bereits gelebt. „Wir haben früher auch vereinzelte Straßen mit Tempo 30 gehabt. 2012 wurde eine generelle Tempo 30-Zone in der Innenstadt im Gemeinderat einstimmig beschlossen“, berichtet Bürgermeister Marcus Martschitsch.  


Tempo 30 – die Vorteile auf einem Blick

Tempo 30 …

… führt zu mehr Sicherheit für Fußgänger: 

Bei Tempo 50 statt 30 steigt das Tötungs-risiko bei Kollision auf das Fünffache.

… reduziert den Anhalteweg um die Hälfte.

… das menschliche Ohr nimmt Tempo 30 statt 50 als Halbierung des Verkehrs wahr.

… verbessert die Aufenthaltsqualität: Bei Tempo 30-Zonen spielen Kinder häufiger im Freien. 

… verbessert die lokale Lebens- und Aufenthaltsqualität. 

… unterstützt die selbstständige Mobilität von Kindern.

… fördert gesunde Mobilität zu Fuß und mit dem Fahrrad.

… ermöglicht schmälere Fahrbahnen – daher mehr Platz für Grün.

… vermeidet Kosten für baulich getrennte Radwege.

… stärkt Einzelhandel und Nahversorgung.

 

Quelle: VCÖ-Mobilität mit Zukunft


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