Bericht

Trautes Heim

Das Eigenheim im Grünen war schon vor der Pandemie einer der beliebtesten Wohnträume der österreichischen Bevölkerung. Nun hat der notgedrungene Rückzug in die eigenen vier Wände die Nachfrage nach Freiraum noch mehr in die Höhe schnellen lassen. Platz für Homeoffice, Homeschooling, Wohlfühlzonen und Fitnessraum: Die Ansprüche an das private Lebensumfeld sind nun auf einem ganz anderen Level als noch vor einem Jahr. Auch hat das Wohnen am Land wieder an Attraktivität gewonnen. Durchatmen im Garten oder am Balkon, am besten mit Ausblick. Die Sehnsucht nach einem schöneren Zuhause lässt den Immobilienmarkt brodeln. prima! hat erfragt, worauf es beim Hauskauf ankommt.

Foto: Shutterstock / Slavun

Landflucht

„Die Nachfrage ist spürbar erhöht. Die Menschen wünschen sich mehr Platz, mehr Freiraum. Die Tendenz geht auch deutlich raus aus der Stadt, zurück aufs Land“, schildert der steirische Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Ing. Gerald Gollenz die neue Präferenz beim Wohnen. Seit dem ersten Lockdown gäbe es eine deutlich erhöhte Frequenz am Immobilienmarkt. „In Graz sind beispielsweise viele Kleinwohnungen frei, da die Studierenden fehlen. Generell gibt es eine verstärkte Nachfrage nach größeren Wohnungen, als Auswirkung vom Homeoffice. Die Menschen brauchen ein Zimmer mehr. Ganz stark geht der Trend zu Zweitwohnsitzen am Land oder zum Erwerb eines Einfamilienhauses im Grünen. Die Pandemie hat gezeigt, dass es sich unter Umständen etwas leichter lebt am Land.“

Wertanlage

Der Zeitpunkt sei gut, um sich den neuen Wohntraum zu erfüllen: „Tatsächlich ist eine markante Wertveränderung im Sinne von einer Preissteigerung noch nicht erkennbar. Die Investition in eine Immobilie ist aber stets eine Wertanlage. Umgekehrt sollte ein Haus nicht allzu lange unbewohnt bleiben, bevor man sich zum Verkauf entschließt, um einen Wertverlust zu vermeiden.“

Makler als Experten

Die Beauftragung eines Maklers ist oft mit Skepsis behaftet, da man die erhöhten Zusatzkosten scheut. Immobilienbesitzer versuchen häufig zuallererst, mit privaten Inseraten die Immobilie auf diversen Internetplattformen oder „schwarzen Brettern“ anzupreisen. Dabei sei hier anzuraten, gleich den Schritt zum Experten zu wagen: „Die Unterstützung von Maklerinnen und Maklern ist immer die bessere Wahl! Sie kennen den Markt, sie können den genauen Wert bestimmen, sie übernehmen die professionelle Vermarktung.

Verkäufer überschätzen oft den Aufwand und Dauer, bis eine Immobilie vermittelt wird, oder sind aufgrund von fehlgeschätzter Preisvorstellungen nicht erfolgreich.“ Der Vorteil ist auch der Doppelmarkt, da der Makler auch die Seite der Interessenten vertritt. So kann für beide Seiten das Optimum herausgeholt werden.

Auch hier spricht alles für die Kontaktaufnahme eines Maklers: „Auf Käuferseite gibt es beim privaten Hauskauf ein hohes Risikopotenzial: Rechtliche Themen im Grundbuch, Wertüberschätzung, oder sprichwörtliche Leichen im Keller. Der Makler hat diese Problemfelder isoliert und haftet auch dafür.“ Demnach sei es anzuraten, die rund 3,6 Prozent (inkl. Gebühren) der Mehrkosten auf den Kaufpreis für den Gang zum Experten einzukalkulieren.

„Die Maklerkosten sind eine umfassende Dienstleistung, die genauso entlohnt werden möchte. Wer glaubt, die Aufgabe des Maklers ist nur, die Tür aufzusperren und die Immobilie herzuzeigen, der irrt. Im Hintergrund steckt viel Arbeit dahinter, wie die Expertisen, die Exposés, die professionelle Aufbereitung und die Vorbereitung zum Kauf beziehungsweise Verkauf.“

 

Lesen Sie dazu auch: https://www.prima-magazin.at/im-fokus-politik-wirtschaft/die-menschen-schaetzen-das-leben-am-land/


Ing. Gerald Gollenz
Steirischer Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder

 

 


Nachgefragt bei Notar Mag. Andreas Jandrisits (Kanzlei Bajlicz & Partner, Oberwart)

 

 

Beim Kauf/Verkauf einer Immobilie benötigt man einen Notar. Warum? 

Mag. Andreas Jandrisits: Der Notar bietet Käufern und Verkäufern ein rechtssicheres Immobilien-Gesamtpaket mit umfassender Beratung. Er übernimmt aus einer Hand die Vertragserrichtung, die erforderliche Beglaubigung der Unterschriften, die Steuerabwicklung, die Einholung der erforderlichen Genehmigungen, eine Treuhandabwicklung und die Eintragung im Grundbuch. 

Welche Kosten müssen hier noch einkalkuliert werden?

Mag. Andreas Jandrisits: Der Käufer muss neben den Notarkosten die Grunderwerbsteuer von 3,5 % und die Grundbuchseintragungsgebühr von 1,1 % des Kaufpreises bezahlen. Der Verkäufer ist zahlungspflichtig für eine eventuelle Immobilienertragsteuer. Die konkrete Berechnung dieser Steuer und mögliche Befreiungen von der Steuer werden vom Notar mit dem Verkäufer in der persönlichen Beratung abgeklärt.

Aus Ihrer langjährigen Erfahrung bitte ein Rat an zukünftige Immobilienkäufer bzw. -verkäufer: Wo werden bei der Abwicklung die meisten Fehler gemacht?

Mag. Andreas Jandrisits: Bei der Einschätzung der Risiken einer Immobilientransaktion ohne fachmännische notarielle Beratung und ohne notarielle Treuhandabwicklung. 

Wie kann der Notar da helfen?

Mag. Andreas Jandrisits: Der Notar prüft, ob der Verkäufer auch der Eigentümer der Immobilie ist, ob diese lastenfrei ist oder ob das Objekt mit Auflagen verbunden ist. Als Treuhänder übernimmt der Notar den Kaufpreis zur Verwahrung, veranlasst erforderlichenfalls die Lastenfreistellung der Immobilie und überweist den treuhändig hinterlegten restlichen Kaufpreis an den Verkäufer. Diese Abwicklung schafft Rechtssicherheit. Der erzielte Mehrwert übersteigt bei weitem die Kosten.


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