Bericht

Überregionaler Radweg im Südburgenland vorgestellt

Landesrat Heinrich Dorner hat heute den geplanten Radweg im Südburgenland vorgestellt. Dieses Vorhaben soll das Burgenland dem Ziel näher bringen, das „Radland Nummer 1“ zu werden und das Radwegenetz bis 2030 zu verdoppeln. Was grundsätzlich ein gesundheitsförderliches, klimafreundliches und nachhaltiges Projekt ist, hat allerdings einen gewaltigen Wermutstropfen. Denn die Schieneninfrastruktur ist dann damit im Südburgenland Geschichte. 

Foto © Eva Maria Kamper

Acht Gemeinden wird das neue Radwegenetz auf der ehemaligen Bahntrasse vereinen. 

 

 

Seit Verkündung des Vorhabens das inaktive Schienennetz im Südburgenland in einen neuen Radweg umzubauen, hat dieses Thema polarisiert. Denn der Abbau der Schienen wäre das Ende der Hoffnung auf eine Reaktivierung des Bahnverkehrs im Südburgenland. Landesrat Heinrich Dorner hält trotzdem weiterhin an seinen Plänen fest: „Im Jahr 2011 ist die Bahnstrecke Oberwart-Friedberg eingestellt worden, da die Strecke wirtschaftlich nicht mehr rentabel war und von zu wenigen Personen genutzt wurde.“ Bis heute würde eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs als nicht sinnvoll erachtet. Auch der Bau einer Grenzbahn von Oberwart nach Szombathely sei aktuell kein Thema, weil dieses Projekt mit Investitionskosten von mindestens 350 Millionen Euro und weiteren fünf Millionen Euro Instandhaltungskosten jährlich nicht finanzierbar sei, so Dorner: „Hier gibt es keine positiven Signale aus Brüssel!“ 

Kollektiver Zuspruch für das Projekt

Seit dem Vorjahr hat die Südburgenländische Regionalbahn (SRB) versucht, einen Käufer zu finden. Da sämtliche Verkaufsangebote ungehört blieben, hat sich das Land Burgenland dazu entschlossen, die Bahnstrecke Oberschützen–Rechnitz Anfang des Jahres zu erwerben und möchte hier nun einen überregionalen Radweg auf der Bahntrasse errichten. Die Strecke Oberwart-Großpetersdorf bleibt für den Güterverkehr weiterhin bestehen. Zur Pressekonferenz, bei der es um die Präsentation ging, holte sich Dorner verstärkt positive Stimmen, die das Radprojekt unter anderem als „Leuchtturmprojekt“ betiteln. „Der neue Radweg wird acht Gemeinden von Oberschützen bis Rechnitz miteinander verbinden und den Ausbau des Alltagsradfahrens weiter vorantreiben. Wir möchten einen Meilenstein setzen und den Tourismus forcieren“, zeigt sich der Infrastrukturlandesrat begeistert. Der geplante Radweg soll circa vier Millionen Euro kosten und unter anderem durch Förderungen des Bundes finanziert werden. 

Positive Unterstützung sichert man sich zwar auch von den Bürgermeistern von Oberwart, Georg Rosner, und Großpetersdorf, Wolfgang Tauss. Doch Georg Rosner (ÖVP) merkt an: „Wir, die ÖVP Oberwart, sagen zwar ‚Ja‘ zum Radweg, aber auch ‚Ja‘ zur Bahn. Wir befürworten auch weiterhin einen Bahnausbau Friedberg Richtung Szombathely. Das eine soll das andere nicht ausschließen“, so Rosner.

Zu Wort kommt auch Urvater der Südburgenländischen Regionalbahn, Franz Schuch. Durch die Übernahme der Liegenschaften des Landes Burgenland geht somit eine 30-jährige Ära zu Ende. Schuch hat seit den 80-er Jahren die Bahnlinie zwischen Oberschützen und Rechnitz betrieben, hielt den Güterverkehr auf Schiene und bot lange auch die Sonderfahrten im „lebenden Märchenwald“ mit dem Dampfzug zwischen Großpetersdorf und Hannersdorf an. In einer emotionalen Ansprache betont er, dass er drei Jahrzehnte lang als Einzelkämpfer alles versucht hätte, die Bahn am Leben zu halten. „Mit dem Abbau der Bahn wird die schöne Gegend des Südburgenlandes zumindest mit dem Fahrrad wiederbelebt“, sagt Schuch und hierfür gebe er gerne seinen Zuspruch. 

Die Leiterin der Mobilitätszentrale Burgenland, Christine Zopf-Renner, bezeichnet den überregionalen Radweg ebenfalls als „Leuchtturmprojekt für Radfahrer und Fußgänger“, da diese ungestört vom Straßenverkehr einem gesunden Ausgleich zum Berufsalltag nachgehen könnten. Bundesministerin Leonore Gewessler hätte, so Dorner, das Projekt auch sehr positiv hervorgehoben. 

Initiative will Rad UND Bahn 

Die „Überparteiliche Initiative für die Bahn im Bezirk Oberwart“ kämpft weiterhin für das Bestehen der Infrastruktur der Schienen. Der unwiederbringliche Abbau der Schienen sei in Anbetracht des klimafreundlichen Verkehrsmittels Zug und des Bedarfs eines grenzüberschreitenden Verkehrsnetztes im Sinne der EU-Erweiterung ein katastrophales Signal. Dabei spricht sich die Initiative keinesfalls gegen einen Radweg aus, sondern sieht viel mehr einen Nutzen für den Tourismus bei der Verbindung von Bahn UND Radwegenetz. Sprecherin Jutta Spitzmüller verteilt im Vorfeld der oben genannten Pressekonferenz ein Informationsblatt. Darin wird darauf hingewiesen, dass eine solche Verbindung für die Region eine Wertschöpfung von 300 Millionen Euro und 2.000 Arbeitsplätzen bringen würde. Landesrat Heinrich Dorner will das Radweg-Projekt bis 2023 umsetzen. Wie kraftvoll die Initiative dagegen ankommt, werden die nächsten Wochen zeigen. 

 

 

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