Zum Thema Sterben
In der Karwoche wird traditionellerweise dem Leiden und Sterben Jesu gedacht. Damit rückt auch die eigene Sterblichkeit ins Bewusstsein. Welche Wünsche wir für unsere letzten Lebensmomente auf Erden haben, wie wichtig dabei Palliativ-Betreuung ist und inwieweit ein assistierter Suizid für die Österreicherinnen und Österreicher in Frage kommt, hat das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent in einer Studie gemeinsam mit der HOSPIZ Bewegung Baden untersucht.
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Ing. Andrea Klune und Andrea Hohl, HOSPIZ Bewegung Baden (Foto©Marketagent)
Auch wenn wir den Gedanken gerne beiseite schieben – mit dem Sterben und der Sterblichkeit müssen wir uns alle irgendwann auseinandersetzen. Die Marketagent-Umfage zeigt aber, dass sich nur jeder fünfte Österreicher bzw. jede fünfte Österreicherin mit dem eigenen Ableben auseinandergesetzt hat. Erst mit zunehmendem Alter rückt das Thema mehr in den Fokus. Bei 70- bis 79-Jährigen steigt es um 38 Prozent an.
Der Sterbeprozess selbst löst bei vielen Ängste aus. Die größte Angst bezieht sich laut Umfrage aber nicht auf die Schmerzen. Viel größer ist die Angst davor, jemand anderem zur Last zu fallen (54%). Immerhin wünschen sich 65 % der Befragten, die letzte Lebenszeit daheim verbringen zu können und sogar zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie davon ausgehen, im Pflegefall von Familienangehörigen betreut zu werden.
Trotz Pflege daheim ist es über 90% der Befragten aber auch wichtig, bis zum Schluss professionell medizinisch betreut zu werden. Durch ambulante Palliativbetreuung ist dies auch daheim in vertrauter Umgebung möglich.
„Mobile Palliativteams betreuen und begleiten unheilbar kranke Menschen und ihre Angehörigen zuhause. Im Mittelpunkt steht die bestmögliche Linderung von belastenden Symptomen und Begleiterscheinungen. Durch das enge Zusammenspiel von Familie, Ärztinnen und Ärzten und ambulanten Pflegediensten ist ein Tod in vertrauter Umgebung möglich“, so Ing. Andrea Klune von der HOSPIZ Bewegung Baden. Kein Wunder, dass die Wichtigkeit dieser Einrichtungen für die Bevölkerung außer Frage steht. Jeweils 7 von 10 sind der Überzeugung, dass mobile und stationäre Hospiz- und Palliativbetreuung sehr wichtig sind.
Assistierter Suizid
Wie es auch die vorliegenden Ergebnisse nahelegen, sind Ängste in Zusammenhang mit dem eigenen Sterben häufig verknüpft mit der Sorge vor der Abhängigkeit von anderen Menschen. Mit seiner Erkenntnis vom 11. Dezember 2020 hat der Verfassungsgerichtshof die bisherige Strafbarkeit der Beihilfe zum Suizid für verfassungswidrig erklärt. Das Sterbeverfügungsgesetz regelt seither, unter welchen Voraussetzungen assistierter Suizid möglich ist. Die Kenntnis über die aktuelle rechtliche Situation scheint nach Selbstauskunft der Befragten recht hoch ausgeprägt. Rund zwei Drittel glauben, den Status quo zu kennen.
Ob sie selbst von dieser Möglichkeit Gebrauch machen würden, ist für viele Österreicherinnen und Österreicher noch unklar. Rund 4 von 10 sind sich diesbezüglich nicht sicher und müssten intensiv darüber nachdenken. Genauso viele ziehen die Möglichkeit des assistierten Selbstmordes aber durchaus in Betracht. Für jeden Zehnten bzw. jede Zehnte wäre dieser Weg hingegen mit den eigenen ethischen/ religiösen Wertvorstellungen nicht vertretbar.
Fact Box
- Ein Fünftel der Befragten hat sich schon öfters mit der eigenen Sterblichkeit auseinandergesetzt.
- Mehr als die Hälfte hätte Angst, im Falle einer schweren Krankheit eine Last für jemand anderen zu sein.
- Zwei Drittel würden die letzte Lebenszeit bevorzugt zuhause verbringen wollen.
- Rund zwei Drittel gehen davon aus, dass sie im Pflegefall von Familienangehörigen betreut werden würden.
- 6 von 10 empfinden es als wichtig, bis zum Schluss professionell medizinisch betreut zu werden.
- Mehr als 8 von 10 bewerten mobile und stationäre Hospiz- und Palliativbetreuung als sehr wichtig.
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