Bericht

Ihre Unterschrift gegen Tierleid

Seit 7. Mai 2019 kann man auf jedem Gemeindeamt oder online mittels Handysignatur das (überparteiliche) Tierschutzvolksbegehren unterzeichnen. Und gleich vorweg: Es geht nicht darum, auf Fleisch zu verzichten. Es geht um eine tierleidfreie Haltung, um die Förderung der Bio-Bauern und auch um eine genaue Kennzeichnung der Herkunft unserer Lebensmittel, damit der Konsument weiß, woher sein Fleisch kommt. Egal ob Veganer, Vegetarier, Fleischesser, Frutarier oder einfach Genießer: Je mehr Unterschriften gesammelt werden, desto größer ist die Chance, Tierleid zu verringern. prima! im Gespräch mit Initiator Sebastian Bohrn Mena.

Foto©zVg

Mittlerweile gehen über 70 Prozent der Tiertransporte über die Grenzen der EU hinaus. Die Tiere werden in überfüllte LKWs gepfercht und tagelang unter schrecklichen Bedingungen quer durch Europa, nach Afrika oder in den Nahen Osten transportiert.

 

 

Am 7. Mai war der Stichtag für das große Tierschutzvolksbegehren. Was sind die wesentlichsten Forderungen?

Sebastian Bohrn Mena: Im Grunde geht’s uns um einen Wandel im Umgang mit Tieren – hin zu einer tierleidfreien Zukunft. Wir wollen in erster Linie die elenden Tiertransporte und die Produkte aus ausländischer Massentierhaltung stoppen, die tier- und umweltgerechte Produktion forcieren, die heimische Landwirtschaft stärken, für verpflichtend mehr Transparenz bei Lebensmitteln für Konsumenten und einen tierwohlkonformen Einsatz von Steuergeld sorgen. Unser Forderungskatalog ist ein Gesamtpaket, das sicherstellt, dass Verbesserungen nicht auf dem Rücken der österreichischen Bauern ausgetragen werden, dass aber auch bestehende Lücken bei uns nicht ignoriert werden. Die 14 Punkte finden sich im Detail unter www.tsvb.at.

Vor allem der Transport von Rindern und Schweinen quer durch Europa – teilweise über 19 Stunden ohne Wasser – soll verboten werden. Ein Großteil der Menschen findet sicherlich, dass diese Grausamkeit verhindert werden muss. Wie erklären Sie den Menschen, dass sie aber durch ihr Konsumverhalten genau diesen Tiertransport unterstützen?

Sebastian Bohrn Mena: Wenn wir wissen, dass heimische Kälber über Langstrecken ins ferne Ausland transportiert werden, wo sie zum Teil auf offener Straße geschächtet werden, während gleichzeitig das Billig-Kalbfleisch aus Holland importiert wird, dann greift man sich schon auf den Kopf. Wenn wir aber gleichzeitig bedenken, dass Konsumenten in Restaurants und öffentlichen Küchen, wo immerhin 2/3 aller tierischen Produkte konsumiert werden, überhaupt nichts über die Herkunft der Lebensmittel erfahren, dann können wir nicht von echter Entscheidungshoheit sprechen. Noch ärger ist aber, dass wir in vielen Fällen dieses System auch noch mit Steuergeld anheizen – und in Altenheimen, Krankenhäusern und Schulen dann das importierte Billigfleisch landet, während unsere Tiere ins Ausland verkauft werden müssen. Dieser Kreislauf schadet uns allen, und den müssen wir stoppen. Also ja, der Konsument hat eine Verantwortung – die kann er aber nur wahrnehmen, wenn er volle Transparenz hat.

Sie betonen bewusst, dass es bei dem Volksbegehren nicht um die Aufforderung geht, auf Fleisch zu verzichten.

Sebastian Bohrn Mena: Wir sind ein Volksbegehren und keine Nischenveranstaltung. Wir verstehen uns daher als Sprachrohr der Mehrheitsbevölkerung und Fakt ist, dass 90 Prozent der Menschen in Österreich Fleisch essen. Wir wollen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen, sondern viel mehr dazu anregen, sich die Frage zu stellen, woher das Fleisch stammt, wie es dem Tier im Leben gegangen ist, welche Auswirkungen die Produktion des Lebensmittels auf die Umwelt hat. Bewusster Konsum ist das Gebot der Stunde, aber wirklich niemand braucht die Moralkeule. Denken wir zurück an den Sonntagsbraten – es sollte wieder was Besonderes sein, denn die Arbeit der Bauern hat einen Wert. Ebenso die Lebensmittel, und die sollten nicht im Müll landen, bloß weil sie im Sonderangebot zum Schleuderpreis gekauft wurden.

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil will das Burgenland zu einem Bio-Land machen. Eine Forderung des Tierschutzvolksbegehrens ist ja, die Bio-Bauern zu unterstützen und zu fördern. Kommt von Seiten der SPÖ Burgenland Unterstützung für das Volksbegehren, da es doch viel Übereinstimung gibt?

Sebastian Bohrn Mena: Ich habe mich sehr gefreut zu erfahren, dass auch der burgenländische Landeshauptmann sich bereits mit unserem Programm beschäftigt hat und das Tierschutzvolksbegehren kennt – einen persönlichen Termin gab es aber noch nicht. Das ist okay, wir haben Zeit, wird sich schon noch ergeben. Ich halte die Perspektive von Hans Peter Doskozil jedenfalls für grandios, schließlich geht’s ihm darum, die burgenländische Landwirtschaft tier- und umweltgerecht zu gestalten, das ist Kern unseres Vorhabens. Und er verweist nicht auf die Bundes- oder EU-Ebene, wie das andere gerne machen, sondern sucht und findet konkrete Ansatzpunkte im eigenen Zuständigkeitsbereich.

Wie kann man das Volksbegehren unterschreiben und wie lange läuft es?

Sebastian Bohrn Mena: Das Tierschutzvolksbegehren kann auf jedem Gemeindeamt in ganz Österreich, unabhängig vom eigenen Wohnort, oder online mit Handy-Signatur unterschrieben werden – und zwar noch sehr lange, jedenfalls bis ins Jahr 2020. Wir nehmen uns absichtlich Zeit dafür, denn das Ziel sind zwar natürlich sehr viele Unterschriften, doch der Bewusstseinswandel ist genauso wichtig. Wir müssen mit Menschen ins Gespräch kommen und einerseits Zusammenhänge aufzeigen, andererseits klar machen, wie wichtig das persönliche Engagement ist. Zehntausend Unterschriften konnten wir bereits in der ersten Woche sammeln, jetzt streben wir die 100.000 an, die wir brauchen, damit das Ganze im Parlament behandelt wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen können!

 

Forderungen des Tierschutzvolksbegehrens (.pdf) >>


Dr. Sebastian Bohrn Mena ist Initiator des österreichischen überparteilichen Tierschutzvolksbegehrens. Je mehr Unterschriften gesammelt werden, umso größer ist die Chance, dass etwa die grausamen Tiertransporte oder das Schreddern von Küken verboten werden.

JETZT UNTERSCHREIBEN!
In jeder Gemeinde oder auf der Website mit Handy-Signatur.
www.tierschutzvolksbegehren.at

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8 Antworten

  1. Egal ob Vegetarier, Fleischesser oder Veganer. Egal welcher Partei man sich zugehörig fühlt (denn das Tierschutzvolksbegehren ist überparteilich)– es geht darum Tierleid zu verringern.

  2. Wenn wir wissen, dass heimische Kälber über Langstrecken ins ferne Ausland transportiert werden, wo sie zum Teil auf offener Straße geschächtet werden, während gleichzeitig das Billig-Kalbfleisch aus Holland importiert wird, dann greift man sich schon auf den Kopf. Wenn wir aber gleichzeitig bedenken, dass Konsumenten in Restaurants und öffentlichen Küchen, wo immerhin 2/3 aller tierischen Produkte konsumiert werden, überhaupt nichts über die Herkunft der Lebensmittel erfahren, dann können wir nicht von echter Entscheidungshoheit sprechen. Noch ärger ist aber, dass wir in vielen Fällen dieses System auch noch mit Steuergeld anheizen – und in Altenheimen, Krankenhäusern und Schulen dann das importierte Billigfleisch landet, während unsere Tiere ins Ausland verkauft werden müssen. Dieser Kreislauf schadet uns allen, und den müssen wir stoppen. Also ja, der Konsument hat eine Verantwortung – die kann er aber nur wahrnehmen, wenn er volle Transparenz hat.

  3. An die Verantwortlichen in der EU stoppt endlich diese grausige Art der Tiertransporte quer durch ganz Europa

  4. Viel mehr Schutz für Tiere ,der Mensch hat vergessen das Tiere Lebewesen sind. Es ist so traurig zu sehn was der Mensch den Tieren antut