Kommentar

PERMA@school: Engagement

Ich komme in die Klasse – es läuft ein Lieblingslied…die Jugendlichen lachen, summen, singen, wippen, tanzen…nehmen mich gar nicht wahr – es geht ihnen gut – gerade in diesem Moment sind sie „one with the music“, eine der vielen Erklärungen von Martin Seligman für seine zweite Säule des PERMA-Modells – ENGAGEMENT.

Foto© Michaela Resetarics

Mag. Michaela Resetarics, Msc ist Pädagogin und Gesundheitswissenschafterin. Sie implementiert das PERMA-Modell regelmäßig in ihrem Unterricht.

 

Doch was ist dieses Engagement? Oft fragen die Schüler:innen „sind wir nicht eh engagiert im Unterricht, uns interessiert das Thema ja eh!“

Engagement im Sinne des PERMA-Modells ist jedoch viel mehr…es meint, dass wir bei bestimmten Tätigkeiten in den sogenannten FLOW-Zustand kommen. 


Uneingeschränkten Einsatzwillen zeigen Menschen bei Tätigkeiten, die ihnen Freude bereiten und bei denen sie alles um sich herum vergessen. Seligman bezieht sich hier auf die Ausführungen des Glücksforschers Mihaly Csikszentmihaly, der den Begriff „Flow“ geprägt hat. Damit ist ein zeit- und raumloser Zustand einer Person gemeint, in dem diese alles rund um sich vergisst und sich nur noch um die aktuelle Tätigkeit kümmert. Der Flow-Zustand wird bei Aufgaben erreicht, die das optimale Anspruchsniveau haben, was so viel bedeutet, wie nicht zu leicht, sonst wird es den Personen langweilig, aber auch nicht zu schwierig, damit es zu keiner Überforderung kommt. Beide Fälle würden zu einem Motivationsverlust führen. Bei dieser Theorie ist die Individualisierung besonders wichtig, da es von den einzelnen Personen und ihren Fähigkeiten abhängt, ob eine Aufgabe gut bewältigt werden kann. Ein sehr wichtiger Punkt für das Erreichen von Lernzielen in Schulen.


Das FLOW-Erleben wird bei Aufgaben erreicht, die das optimale Anspruchsniveau haben, was so viel bedeutet, wie nicht zu leicht, sonst wird es den Personen langweilig, aber auch nicht zu schwierig, damit es zu keiner Überforderung kommt. Beide Fälle würden zu einem Motivationsverlust führen.  Und genau HIER sind Interventionen der Positiven Psychologie im Unterricht absolut gut einsetzbar, da es individuell unterschiedlich ist – von dem Kind und seinen Fähigkeiten abhängt – ob eine Aufgabe gut bewältigt werden kann. Passt die Anforderung für eine/n Schüler:in, kann sie für den/die nächste/n entweder zur Überforderung oder zu Langeweile führen. Dies zu erkennen ist für Lehrpersonen nicht immer einfach und braucht auch einiges an Zeitressourcen, welche im hektischen Schulalltag nicht immer vorhanden sind. Bei dieser Theorie ist die Individualisierung besonders wichtig, da es von den einzelnen Personen und ihren Fähigkeiten abhängt, ob eine Aufgabe gut bewältigt werden kann. Ein sehr wichtiger Punkt für das Erreichen von Lernzielen in Schulen. 

Mein erster Schritt in eine Richtung zum FLOW-Erleben, den ich zu Schulbeginn mit meinen Schüler:innen mache, ist der validierte VIA – Charakterstärkentest. Seit der Jahrtausendwende ist der Charakter eines Menschen ein wesentliches Merkmal der Persönlichkeit, der typisch für einen Menschen ist, zeitlich stabil und vor allem Raum für Entwicklung zulässt! Einsatzwille bzw. Einsatzfreude entsteht, wenn Menschen einer Tätigkeit nachgehen, bei welcher sie ihre eigenen Stärken einsetzen können. Nach Seligman (2021) sind Menschen zufriedener mit ihrem Leben und motivierter und leistungsbereiter, wenn sie herausfinden, welche Charakterstärken sie in hohem Maße besitzen. 

Genau diese Erfahrungen mache ich in meinem Unterricht, nachdem die Schüler:innen ihre Charakterstärken, im Besonderen ihre 5-7 Signaturstärken, kennen. Es ist wichtig, dass sie diese benennen, um sie im Schulalltag zur Bewältigung von Aufgaben einsetzen zu können. Immer wieder mache ich diese positiven Erfahrungen, dass die Kinder und Jugendlichen durch den bewussten Einsatz von Charakterstärken in den FLOW-Zustand kommen, wenn sie eine Arbeitsaufgabe bearbeiten – hier wird dann deutlich, dass es eine Balance gibt zwischen dem Anspruch der Aufgabe und dem Fähigkeitsniveau der Schüler:in.

Sind sich die Schüler:innen ihrer eigenen Stärken bewusst, kann der Einsatz dieser ganz gezielt bei den unterschiedlichen Aufgabenstellungen in der Schule erfolgen. Aktivitäten, die gerne und auch gut erledigt werden, erzeugen positive Gefühle und stärken das Wohlbefinden. Es entwickelt sich ein Kreislauf aus FLOW, Kompetenzerleben und Selbstvertrauen bzw. Selbstwirksamkeit. 


Norrish beschreibt Schule als Orte, an denen Wohlbefinden und Leistung eng miteinander verwoben sind zu einem „sowohl…als auch“. Forschungsergebnisse der Positiven Psychologie zeigen deutlich, dass Schüler*innen dann besser leisten können, wenn sie Wohlbefinden spüren und umgekehrt (Lichtinger & Rigger, 2022). Dieses Verhältnis wird von Brohm-Badry (2017) als sogenanntes humanistisches Leistungsparadigma abgebildet. Dabei wird Leistung in direkter Proportionalität mit Arbeit und mit Wohlbefinden gesetzt.


Beim FLOW-Erleben wird der Weg zum Ziel!

Jeder Schritt ist wichtig…die gewünschte Aufgabe wird selbst zum Ziel – intrinsische Motivation ist dabei von großer Bedeutung!

FLOW = geht über Leistung hinaus – durch das Erleben von Selbstwirksamkeit macht uns dieser Zustand glücklich und gibt uns ein Wachstumsgefühl (growth mindset)!!! Hier wird schon die Verwobenheit der 5 Säulen von PERMA deutlich – positive Emotionen entstehen durch Engagement und umgekehrt 😊

 


Einige Positive Interventionen, die ich im Schulalltag erfolgreich einsetze:

  • Durch die „Stärkenbrille“ schauen

Bei dieser Übung setzen sich die Schüler:inne ihr imaginäre „Stärkenbrille“ auf und machen sich auf die Suche nach den eigenen oder auch nach den Stärken der Mitschüler:innen. Durch den gezielten Einsatz von Signaturstärken in der Schule werden die Schüler*innen intrinsisch motiviert und kommen bei Aufgaben manchmal auch in den Flow-Zustand. Dieser Zustand führt wiederum zu positiven Gefühlen und verstärkt die Selbstwirksamkeitserwartung.

  • „Stunde der Helden“

Diese Intervention ist in jeder Schulstufe möglich mit den Schüler:innen über Charakterstärken zu sprechen. Man kann z.B. die literarischen Figuren in Romanen oder die Hauptfiguren in Kinderbüchern, die gerade aktuell und allseits bekannt sind als Rolemodels nehmen und ihre jeweiligen Stärken identifizieren. Als nächsten Schritt wird besprochen, wozu sie ihre Stärken einsetzen und welche Herausforderungen sie damit bewältigen.

  • „Stärken – Stammbaum“

Die Kinder und Jugendlichen sollen durch diese Intervention erkennen, dass es auch in der Familie Personen mit unterschiedlichen Stärken gibt. Vielleicht gibt es auch die Erkenntnis, dass auch sie einige dieser Stärken haben, und sie lassen sich inspirieren und setzen diese bei den nächsten Herausforderungen gezielt ein, was zu positiven Gefühlen führt.


Mag. Michaela Resetarics, MSc
Die 46-jährige Powermama ist seit über 20 Jahren eine engagierte, motivierte, empathische Pädagogin und seit 2022 Gesundheitswissenschafterin. Sie hat das Masterstudium „Gesundheitsförderung und Personalmanagement“ an der FH Burgenland absolviert und sich in ihrer Masterarbeit intensiv mit dem Thema Positive Psychologie als Teil einer Gesundheitsförderungsstrategie auseinandergesetzt. Das Setting Schule ist ein wichtiges soziales System, in welchem die Interventionen der Positiven Psychologie für alle Beteiligten wirksam angewendet werden können.
Michaela Resetarics implementiert diese Interventionen regelmäßig in ihren Unterricht und fördert somit die psychosoziale Gesundheit ihrer Schülerinnen und Schüler.

„Stop focusing how stressed you are and remember how blessed you are.“
„Veränderung braucht MUT“

Lesen Sie dazu auch das Interview über das PERMA Modell mit Prof.(FH) Mag. Dr. Erwin Gollner, MPH MBA, Leiter des Departments Gesundheit an der FH Burgenland

>> Achte auf deine Stärken und komm in deinen Flow!


Literatur:

Brohm-Badry, M. (2017). Warum wir Leistung neu denken sollten: Weckruf für ein humanistisches Leistungsparadigma. In: M. Brohm-Badry, C. Pfeifer & J.M. Greve (Hrsg.), Positiv-Psychologische Forschung im deutschsprachigen Raum – State oft he Art (S. 8-17). Pabst Science Publishers.

Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York: Freeman.

Blickhahn, D. (2018, 2. Aufl.). Positive Psychologie. Ein Handbuch für die Praxis. Paderborn: Junfermann.

Lichtinger, U., Rigger, U. (2022). Schule wird gelingen mit Flourishing SE. Das Praxisbuch der Positiven Schulentwicklung. Hürth: Wolters-Kluwer.

Seligman, M.E.P. (2021). Flourish – Wie Menschen aufblühen: Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens. München: Kösel.


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